Die Definition von Cisgender
Was sind Cisgender und Transgender?
- Hebammengeschlecht
- Geburtsgeschlecht
Wie hat sich der Begriff Cisgender entwickelt?
1995 erfand der Sexualwissenschaftler Volker Siegusch den Begriff Cisgender. Dieser steht im Gegensatz zu Transgender. Der Forscher vertrat die Meinung, dass es erforderlich ist, dass Menschen anderer Art zu respektieren sind. Nur so kann verhindert werden, dass andere Identitäten als krankhaft bezeichnet werden.³
Siegusch vertrat die Meinung, dass es Cisgender geben muss, da es auch Transgender gibt. Er vertrat die Auffassung, dass es Transsexuelle ohne Cissexuelle nicht geben kann. Mit der Einführung des Begriffes Cisgender sollten die Geschlechtsidentität, das eigentliche Geschlecht und die geschlechtliche Mehrheit als normal erachtet werden.
Die Vorsilbe Cis stammt aus dem Lateinischen und steht für diesseits. Trans ist ebenfalls eine lateinische Vorsilbe und steht für:
- Quer durch
- Jenseits
- Hindurch
- Hinüber
- Über etwas hinaus
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Transsexualismus den Zissexualismus in ein Zwielicht zu setzen beginnt. Mit dem Transsexualismus wird belegt, dass die Geschlechtlichkeit nur eine kulturelle Zusammensetzung ist. Diese wird über den sozialen Weg vermittelt. Die psychosoziale Geschlechtsidentität und das angeborene Körpergeschlecht müssen bei einem „gesunden“ Menschen nicht mehr kompromisslos hingenommen werden. Nur wer sich zu seinem angeborenen Geschlecht bekannte, wurde bisher als „gesund“ erachtet. Mit dem Begriff des Cisgender wird die generelle Meinung der Bevölkerung umgeworfen.
Es gibt Cis-Frauen und Cis-Männer, wenn es um Cisgender geht. Aber auch die Bezeichnungen cis Frauen und cis Männer sind immer vertreten. Hier gibt es keine Unterschiede zu den trans Bezeichnungen. Manchmal werden aber auch Begriffe wie die genetische oder angeborene Frau verwendet. Auch Definitionen wie Biomann und Biofrau sind keine Seltenheit. Es besteht aber die Möglichkeit, dass diese Bezeichnungen diskriminierend empfunden werden.⁴
Unter den Cisgendern gibt es immer wieder eine Transphobie gegen transsexuelle Menschen. Diese wird in Fachkreisen als Cissexismus bezeichnet. Es handelt sich um eine ausgeprägte Transphobie. Hierbei besteht Furcht vor gleichgeschlechtlichen Menschen. Oftmals führt diese Angst auch zu Ablehnung. Die Ablehnung besteht nicht nur gegenüber Menschen, die nicht Cisgender sind. Es kann zu Auswüchsen kommen, sodass jeder Mann und jede Frau Diskriminierung erleben, wenn sie nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. So ist es keine Seltenheit, dass Männer als „Schwuchtel“ bezeichnet werden, wenn sie weibliche Züge aufweisen. Der Begriff „Mannsweib“ wird an Frauen vergeben, die sich männliche Verhaltensweisen aneignen oder männlich kleiden.⁵
Die Diskriminierung kann auf unterschiedlichen Ebenen und auch sehr subtil verlaufen. Cisgender werden von unterschiedlichen Motiven getrieben, um trans Menschen zu beleidigen und zu denunzieren. Selbst körperliche Übergriffe sind keine Seltenheit. Die Gründe für diese Übergriffe wurden bisher noch nicht ausreichend erforscht. Es lässt sich allerdings belegen, wie trans Menschen diese Übergriffe und Diskriminierungen erleben. Von einer EU-Grundrechtsagentur wurden trans Menschen befragt. 58 Prozent führten an, dass sie im letzten Jahr vor der Befragung belästigt oder diskriminiert wurden.
Die Lebensrealität von trans Menschen kann sehr intensiv erlebt werden. Zusätzliche Diskriminierungen zeigen sich in
- Rasse
- Armut
- Religion
- Behinderungen
Es werden eben nicht nur "echte" trans Menschen beleidigt und stigmatisiert, sondern auch jene, die nicht dem typischen Geschlecht entsprechen. Cisgender üben oftmals Intoleranz gegenüber diesen Menschen aus.
Die Studie Out im Office zeigte, dass rund 25 Prozent aller Transgender einen Job haben, der lediglich 1000 Euro pro Monat einbringt. Und das, obwohl ein überdurchschnittlicher Anteil einen hohen Bildungsstand nachweisen kann. Im Gegensatz dazu erhalten Cisgender normale Löhne. Bei den nicht-binären Teilnehmern lag dieser Prozentsatz bei rund 40 Prozent.
Auch auf der Straße sind Transgender den Übergriffen schutzlos ausgeliefert. Es kommt immer wieder zu Beleidigungen und körperlichen Attacken. Hierzu fehlt leider eine genaue Datenlage. Trans-Kriminalität wird nämlich zu Hassattacken gezählt, wodurch es keine genaue Aufschlüsselung der Vorfälle gibt. Außerdem fehlen genaue Meldungen, weswegen es nur geringe Belege vorzuweisen gibt. In Berlin lassen sich zwischen 2017 und 2018 rund 100 Fälle nennen, die eindeutig den transfeindlichen Übergriffen zugerechnet werden können. Neben verbalen Attacken kam es auch zu Prügeln, Tritten und Messerstichen. Nicht selten werden Morddrohungen ausgesprochen.
Selbst im engen Familienkreis sind transsexuelle Kinder und Jugendliche nicht vor Übergriffen gefeit. 79 Prozent der Jugendlichen sagten bei einer Befragung aus, dass sie in ihrem Leben von der Familie nicht unterstützt oder akzeptiert werden. Vor allem junge Frauen und Mädchen führen immer wieder an, dass sie von Cisgender Familienmitgliedern häufig beschimpft werden. Auch innerhalb der Familie sind körperliche Übergriffe und verbale Attacken keine Seltenheit. Innerhalb der Schule kommt es immer wieder zu Beleidigungen und Ausgrenzungen. Ein Großteil der trans Jugendlichen macht diese negativen Erfahrungen. Von Toleranz gegenüber trans Menschen ist in dieser Gesellschaft noch nicht viel zu verspüren.
Die Übergriffe und negativen Erfahrungen durch Cisgender hinterlassen Spuren und bringen gravierende Folgen bei trans Menschen mit sich. Die Selbstmordrate liegt bei Transgenders weitaus höher als bei Cisgenders. Deswegen ist es wichtig, dass Transgender ein stützendes und schützendes Umfeld haben. Die Transfeindlichkeit ist immer noch allgegenwärtig. Diese gilt es durch Aufklärung zu minimieren. Nur so kann dagegen vorgegangen werden.⁶