Definition: Transvestit/Transvestitismus
Begriffsgeschichte des Transvestitismus
Magnus Hirschfeld war 1910 dafür verantwortlich, die Bezeichnung Transvestitismus zu begründen. Mit Crossdressing sind die Personen gemeint, die als Transvestiten gelten. Das Tragen von Bekleidung des jeweils anderen Geschlechts erfolgt auf freiwilliger Basis. Männer und Frauen lassen sich somit als Transvestiten, beziehungsweise dem Transvestitismus zugehörig, bezeichnen. Magnus Hirschfeld unterschied 1923 sexuelle Zwischenstufen, und zwar zwischen psychischem Transsexualismus und Crossdressing.
Damals glaubt er, dass Transvestiten sich eine körperliche Umwandlung wünschten, damit sie sich dem gegenteiligen Geschlecht angleichen konnten.
1953 war es Henry Benjamin, der sich diese Unterscheidung von Magnus Hirschfeld wieder ansah. Er war für die Veröffentlichung von "The Transsexual Phenomenon" im Rahmen der Schulmedizin verantwortlich. Hier griff er die zwei Kategorien des Transgender-Bereichs auf, die noch heute am bekanntesten sind. Magnus Hirschfeld war es schon 1909 zu verdanken, dass als Transvestit geltende Menschen einen sogenannten Transvestitenschein bekamen. Das schütze sie vor Maßnahmen der Behörden oder der Polizei, sobald sie Kleidung des anderen Geschlechts öffentlich trugen. ³
Transvestit und Abgrenzung von anderen Begriffen
Viele Menschen können Transvestitismus und Crossdressing nicht genau voneinander unterscheiden. Durch die verschiedenen Begriffe und ähnliche Bezeichnungen, die sich nicht gut abgrenzen lassen, haben Laien und sogar Ärzte Schwierigkeiten damit, dies eindeutig einzuordnen. Die Begriffe korrelieren miteinander, woraufhin eine doppelte Deutung möglich ist.
Mit der Bezeichnung Crossdressing fällt es jedoch leichter zu verstehen, was sich Transvestiten wünschen. Nämlich das Tragen von Bekleidung des gegensätzlichen Geschlechts, wobei die sexuelle Erregung nicht vorhanden ist beziehungsweise der Wunsch, dem anderen Geschlecht tatsächlich anzugehören. Es gibt Unterschiede zwischen den Bezeichnungen. Diese lauten Transvestit oder Crossdresser, Dragking, Drag Queen oder Damenwäscheträger.
Ein Synonym für Crossdressing ist der Damenwäscheträger oder kurz DWT. Im Vergleich zu Crossdressern ist mit Damenwäscheträger nur ein Mann gemeint, der eben solche trägt. Äußerlich lässt sich ein Damenwäscheträger nicht erkennen, da er seine alltägliche Kleidung trägt. Nur wenn er sie ablegt, kann er als solcher erkennt werden.
Mit Dragqueen werden Männer bezeichnet, die als Transvestiten zur Dramaqueen werden. Sie kleiden sich nicht nur weiblich, sondern stellen sich überzogen als Frau dar. Andersherum werden Frauen als Transvestit Dragking genannt, wenn sie männliche Eigenschaften überspitzt präsentieren.
Travestie ist eine künstlerische Art des Crossdressings. Sie wird in der Regel auf der Bühne dargestellt. Meist wünschen sich Transvestiten keine Angleichung des Geschlechts. Falls sie häufig Crossdressing praktizieren, ist es möglich, dass sich die Sichtweise verschiebt. ⁴
Medizinische Klassifikation von Transvestitismus
Gemäß ICD-10 ist Transvestitismus eine Störung der Geschlechteridentität. Die Diagnose ist unter Ziffer F64.1 hinterlegt, und zwar mit der Bezeichnung Transvestitismus mit der Beibehaltung beider Geschlechter. Erfolgt bei einem Transvestitismus zugehörigen Menschen eine psychische Untersuchung, lässt sich lediglich dann eine psychische Störung diagnostizieren, sofern die Person maßgeblich dadurch beeinträchtigt wird. Damit eine Diagnose dieser Störung erfolgen kann, müssen drei Kriterien als Basis herangezogen werden.
Um die Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht ausleben zu können, tragen Personen des Transvestitismus die Kleidung des entgegengesetzten Geschlechts. Der sexuelle Reiz fehlt, wenn Bekleidung des anderen Geschlechts getragen wird. Darüber hinaus fehlt der Wunsch, das Geschlecht durch eine Operation angleichen zu lassen.
Unter Ziffer F65.1 wird der transvestitische Fetischismus beziehungsweise der Transvestitismus als psychische Diagnose bezeichnet. Sie gehört zu den Paraphilien, die als eine psychische Störung respektive Verhaltensstörung geführt werden. Die Bewertung der psychischen Diagnose, die Menschen mit Transvestitismus durch Psychologen erhalten, gilt als klar umstritten. Krankenkassen erhalten diese, wobei Menschen mit Transvestitismus durchaus normal leben können. Nicht alle Transvestiten leben ihre Neigung, Bekleidung des gegensätzlichen Geschlechts, öffentlich aus. In der Regel wollen Transvestiten nämlich nicht, dass ihre Bekannten und Freunde von ihrem Transvestitismus erfahren. ⁵
Verbreitung und Erforschung von Transvestiten
Bis jetzt sind noch keine exakten wissenschaftlichen Erkenntnisse vorhanden, wie viele Transvestiten es tatsächlich gibt. Schätzungen dazu gibt es allerdings. Es heißt, dass zwischen 1 und 10 Prozent in der Bevölkerung sich zum Transvestitismus hingezogen fühlen. Das liegt daran, dass nur sehr wenige Transvestiten sich einem Arzt offenbaren. Die Schätzungen wurden auf der Basis verschiedener zugrunde liegenden Quellen vorgenommen.
Dabei handelt es sich zum Beispiel um Krankenkassen-Statistiken, in denen die genannten Diagnoseziffern von Ärzten benannt wurden. Aber auch das Beobachten in Clubs oder der Szene trug zu den Schätzungen bei. Es gibt noch weitere Quellen. Transvestiten, die sich bereits als Kind oder Jugendlicher so verhalten haben, ist bekannt, dass die Gesellschaft kritisch mit Transvestitismus umgeht. Daher leben sie ihre Neigung äußerst diskret aus und kaum öffentlich. Eine Ausnahme bilden die Dragkings und Dragqueens. Sie zeigen sich in der Öffentlichkeit und treten auf Bühnen auf, um Geld damit zu verdienen. ⁶