Definition: Kamasutra
Herkunft & Entstehung des Begriffs Kamasutra
Der indische Begriff Kamasutra setzt sich aus den Wortteilen Kama und Sutra
zusammen. Kama ist der Name eines der vier hinduistischen Lebensziele, Sutra bezeichnet die indische Textform.² Die vier Lebensziele des Hinduismus sind Dharma (Rechtschaffenheit und Religion als Fundament der Gesellschaft), Artha (Materieller Wohlstand und Eigentum), Moksha (Erlösung) sowie Kama (Das sinnliche Verlangen).
Die Schrift Kamasutra entstand schätzungsweise zwischen 200 und 300 nach Christus. Sie wurde von dem indischen Gelehrten Vatsyayana Mallanaga verfasst und war ursprünglich an junge Männer aus wohlhabenden Familien gerichtet. In der Schrift werden nicht nur Stellungen des Sexualakts beschrieben, sondern auch die Sinnlichkeit wird auf weitere Bereiche des Beziehungslebens angewendet, darunter die Liebe und das Alltagsleben.
In der westlichen Welt ist fast ausschließlich der Abschnitt über Sex bekannt.³ Es wird als Buch für mehr Abwechslung und Exotik in Schlafzimmer verstanden.⁴ Die ursprüngliche Absicht des Textes liegt aber vor allem in der richtigen Pflege einer Partnerschaft.
Kamasutra - das Werk
Das Originalwerk besteht aus sieben Büchern:
- 1. Buch: Sadharana - Allgemeiner Teil Dieser Teil beschreibt in fünf Kapiteln den Aufbau des Buches und erläutert die allgemeine Funktion von Erotik und Sexualität.
- 2. Buch: Samprayogika - Über den Liebesgenuss Das zweite Buch ist der weltweit bekannteste Teil. In zehn Kapiteln werden verschiedene sexuelle Praktiken und Stellungen vorgestellt.
- 3. Buch: Kanyasamprayuktata - Über den Verkehr mit Mädchen In fünf Kapiteln wird der richtige Umgang mit Frauen im Allgemeinen erläutert. Dabei geht es vor allem um den Weg zum Erfolg bei der Brautwerbung.
- 4. Buch: Bharyadhikarika - Über die verheirateten Frauen In zwei Kapiteln befasst sich dieses Buch mit der Situation von Frauen in monogamen und polygamen Eheformen.
- 5. Buch: Paradika - Über die fremden Frauen Dieser Teil des Werks handelt vom Umgang mit älteren und verheirateten Frauen.
- 6. Buch: Vaisika - Über die Hetären Der Begriff Hätere bezeichnete im Altertum Prostituierte. Der Begriff entstammt allerdings der westlichen Übersetzung. Dieses Buch ist in sechs Kapitel geteilt. Es handelt vom Umgang des Mannes mit allgemeinen Prostituierten, aber auch mit Kurtisanen, die nur von einem Gönner ausgehalten werden.
- 7. Buch: Die Upanisad - Geheimlehre Das letzte der Kamasutra-Bücher handelt von Möglichkeiten, mit denen in einer Partnerschaft die Leidenschaft wieder erweckt werden kann. Das beinhaltet auch Möglichkeiten der Stimulation.⁶
Kamasutra-Stellungen
Mehrere Hundert verschiedene Sexstellungen werden im Kamasutra beschrieben und mit Bildern dargestellt. Teilweise werden sehr außergewöhnliche Stellungen erläutert, die dazu gedacht sind, viel Abwechslung im Bett zu gewährleisten. Im einigen der Stellungen soll eine besonders tiefe Penetration ermöglicht werden, die zu einem intensiveren Lustgewinn führen soll.
Eine Auswahl bekannter Stellungen:
- Der Schmetterling: Der Mann kniet am Bettrand, die Frau hat ihre Beine weit gespreizt. Indem er ihre Beine hochstreckt, hebt der Mann das Becken der Frau. Die Penetration ist tief. Dadurch soll der G-Punkt stimuliert werden.
- Die Klammer-Stellung: Der Mann liegt mit etwas geöffneten Beinen auf dem Rücken. Die Frau setzt sich dann auf ihn, lässt dann ihre Beine nach hinten zwischen die seinen gleiten. Dies ist eine Stellung mit viel Körperkontakt und Innigkeit.
- Waffenstillstand: Der Mann liegt seitlich ausgestreckt, während sich die Frau zu ihm gedreht auf dem Rücken platziert. Sie legt die Beine dann über seine Hüften und presst ihn mit den Waden an sich. Die Hände des Mannes sind für Streicheleinheiten frei.
- Der Kreuzstich: Die Frau liegt auf dem Rücken, ein Bein ausgestreckt, das andere angewinkelt. Auf den Oberschenkel des ausgestreckten Beines setzt sich der Mann, dabei sein Knie unter den Schenkel ihres angewinkelten Beins schiebend. Die Hand der Frau ruht an der Hüfte des Mannes, wodurch sie Rhythmus und Stoßtiefe kontrollieren kann.
- Die portugiesische Galeere: Mit ausgestreckten Beinen sitzt der Mann, während die Frau sich rückwärts auf ihn setzt. Rücken und Po sind seinem Gesicht zugewandt. Sie hat die Beine angewinkelt und stützt sich mit den Armen nach vorne ab. Während hier der Mann den Anblick und freie Hände für Streicheleinheiten hat, kann die Frau das Tempo bestimmen.⁷
Kamasutra - Mögliche Risiken
- Triple Lindy: Der Mann hebt die Frau mit dem Rücken zu sich in die Luft und hält sie an den Händen. Sie umschlingt mit den Beinen seine Hüften und hält sich an seinen Armen in der Luft. Die ist eine Stellung, die von beiden Beteiligten sehr viel Kraft erfordert.
- Body Builder: Hier deutet schon der Name darauf hin, dass man für diese Stellung viel Kraft benötigt, auch von Seiten der Frau. Sie stützt sich nach vorn an einer Mauer ab und klammert die Beine um des Mannes Hüften. Es besteht große Rutschgefahr, besonders bei feuchten Händen.
- London Bridge: Viel Kraft und große Beweglichkeit wird hier vom Mann gefordert. Er bildet mit Händen und Füßen die Yoga-Position der Brücke. Die Frau setzt sich auf ihn. Dies ist keine Stellung bei Rückenproblemen, da die Bandscheiben Schaden nehmen können.⁸