Die Definition von Queer

Mit dem Terminus queer kann ein Sammelbegriff gefasst werden, der Personen umfasst, die eine andere sexuelle Orientierung ausleben, als es den gesellschaftlichen Normen entspricht. Dadurch wird die zweigeschlechtliche Orientierung, die bisher in der Gesellschaft vorherrschend war und ist, infrage gestellt. Alles, was mit Dingen oder Menschen der Queer-Bewegung in Verbindung steht, kann als queer bezeichnet werden.
Der Begriff wurde dem Englischen entnommen. Er wurde ursprünglich für Dinge und Sachverhalte verwendet, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprachen. Wird das Wort ins Deutsche übersetzt, steht es für „sonderbar“, „eigenartig“ und „seltsam“. Zu Beginn wurde der Terminus für die Abwertung homosexueller Menschen verwendet. Nach und nach wurden allerdings alle Menschen als queer bezeichnet, deren sexuelle Orientierung nicht der Norm entsprach.1


Die Besonderheit der Queer-Definition

Der Terminus queer kann unterschiedlich definiert werden.

  • Menschen, die sich in Personen verlieben, die weder eindeutig Mann noch Frau sind, werden als queer bezeichnet.
  • Zusätzlich werden mit dem Begriff auch Menschen bezeichnet, die sich weder hetero-, homo-, oder transsexuell verorten wollen. Demnach kann man es auch als Synonym für LGBT ansehen, jedoch umfasst der Begriff Queer weitaus mehr Menschen als LGBT.2

Wie entstand der Queer-Begriff und welche Geschichte steckt dahinter?

Die Homophilen-Bewegung hatte Ende des 19. Jahrhunderts einen enormen Zuspruch erhalten. Gegenüber homosexuellen Männern und Frauen wurde der Terminus als Schimpfwort eingesetzt. Der Einsatz des Queer-Begriffs weitete sich allerdings bald aus. Auch andere Menschen, deren sexuelle Orientierung von der gesellschaftlichen Norm abwich, wurden allzu bald als queer bezeichnet. Der Terminus steht demnach für eine lange Bewegung der „Feindlichkeit gegenüber schwulen Männern“. Durch das Aufkommen von HIV/AIDS hatte sich die Ansicht gegenüber schwulen Männern noch verhärtet. Die Gesellschaft verortete HIV/AIDS lange Zeit als „Schwulenseuche“. Durch diesen Umstand wurden schwule Männer noch mehr ins Abseits gedrängt und stigmatisiert. Der Umgang der Reagan-Regierung mit dem AIDS-Thema wurde in jener Zeit von der Queernation aufgegriffen.
Der Begriff wurde in den USA nach und nach positiv konnotiert. Mit der Bewegung gelang es Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre, den Begriff neu zu beleuchten. Eine Neubewertung wurde vollzogen. Das traditionelle Rollenklischee wurde durch die Gay Liberation Front und den lesbischen Feminismus aufgebrochen. Die Queerbewegung erlebte in dieser Zeit ihren ersten Aufwind.
Der Christopher Street Day steht für diese Szene. Es handelt sich um einen internationalen Feiertag, der für lesbische, schwule und intersexuelle Menschen gedacht ist. Mit dem CSD wird an den 28. Juni erinnert. An diesem Tag führten Polizeibeamte eine Razzia in einem Schwulenlokal durch. Diese Razzia brachte tagelange Straßenschlachten mit sich. Es startete ab diesem Tag eine neue Ära. Zum ersten Mal leisteten Menschen Widerstand, da sie nicht den sexuellen Normen der Gesellschaft nachkommen wollten. Der Widerstand richtete sich gegen Diskriminierung und Polizeigewalt. Die Queerbewegung kann demnach als Antwort auf Diskriminierung und nicht nur als Emanzipationsbewegung gesehen werden.
Heutzutage ist der Queer-Begriff weitaus breiter zu fassen. Der Terminus steht nicht mehr gegen den Hass auf homosexuelle Menschen. In erster Linie muss er als Sammelbegriff gefasst werden. Dieser soll jene Menschen einschließen, die von der Gesellschaft aufgrund ihrer Orientierung als Außenseiter gesehen werden. Es wird versucht, rigide Herrschaftsverhältnisse und Lebensweisen aufzubrechen. Die Queerbewegung hatte ihren Einzug bereits in die Politik und Wissenschaft.2

Welches Identitätsverständnis hat Queer?

Bei den Queerbewegungen werden Identitäten nicht abgegrenzt. Die Bedeutung der Identitäten verschiebt sich immer wieder neu. Mit Queer soll deutlich gemacht werden, dass lediglich Machtverhältnisse für das Entstehen von Identitäten ausschlaggebend seien. Bei Queer wird die Identität als veränderlich und nicht rigide beschrieben. Die Homogenisierung und Ausschlüsse werden von dieser Bewegung kritisiert. Es wird vermehrt auf die Veränderlichkeit der Identität hingewiesen.4
Die unterschiedlichen queeren Identitäten:
  • Androgyne Identitäten: Diese Menschen wollen sich aufgrund ihres Aussehens nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen lassen.
  • Butch Identitäten: Es handelt sich hierbei um lesbische-queere Frauen, die gerne männlich auftreten und sich präsentieren. Aufgrund ihres Auftretens erleben Butch-Frauen erhöhtes Ansehen in der Queerbewegung und sind auffälliger als Femme.
  • Femme Identitäten: Diese Frauen sind lesbisch und wirken aufgrund ihres Verhaltens und ihres Aussehens sehr weiblich. Auf den ersten Blick gibt es keinen Unterschied zu heterosexuellen Frauen zu erkennen.
  • Lipsticklesben Identitäten: Frauen, die diese Orientierung haben, leben ihre Weiblichkeit in vollen Zügen und überschwänglich aus. Oftmals wird der Terminus aber auch negativ konnotiert.
  • Tomboy Identitäten: Diese Mädchen haben ein knabenhaftes Aussehen. Diese Neigungen entwickeln sich nach der Pubertät oftmals zurück.3
Die unterschiedlichen Dimensionen des Geschlechts:
  • Gonadal
  • Chromosomal
  • Genital
  • Identitär
  • Sozial
  • Juristisch
Jenes Geschlecht, dem sich ein Mensch zugehörig fühlt, wird als Identitätsgeschlecht bezeichnet. Dieses Geschlecht muss nicht rigide sein, sondern kann auch im Laufe des Lebens wechseln.5

Gibt es Abgrenzungen zu anderen Begriffen?
Queer kann und sollte zu anderen Termini abgegrenzt werden:
  • Homosexualität: Menschen mit dieser Orientierung lieben Partner des gleichen Geschlechts. Frauen werden als lesbisch und Männer als schwul bezeichnet.
  • Heterosexualität: Menschen lieben Partner des anderen Geschlechts. In der Gesellschaft stellt diese Beziehungsgestaltung die „Norm“ dar.
  • Bisexualität: Menschen können beide Geschlechter lieben und mit ihnen in Beziehung gehen.
  • Pansexualität: Das Geschlecht des Partners spielt keine Rolle. Menschen mit dieser Orientierung verlieben sich in die Person und nicht in das Geschlecht. Pansexuelle Menschen gehen davon aus, dass es nicht nur zwei, sondern mehr Geschlechter gibt. Neben weiblich und männlich sind auch cis, trans und inter möglich.
  • Asexualität: Das Geschlecht des anderen spielt für diese Menschen keine Rolle. Es geht nicht um das Vollziehen des Geschlechtsverkehrs. Die körperliche Nähe hingegen spielt eine tragende Rolle.2

Transgeschlechtlichkeit und Queerness

Wenn Menschen transgeschlechtlich sind, dann identifizieren sie sich nicht mit dem Geschlecht, das ihnen von Natur aus gegeben ist. Nach der Geburt wird das Geschlecht aufgrund der äußeren Geschlechtsmerkmale zugeordnet. Trans*Menschen merken schon sehr früh, dass sie nicht mit diesem gegebenen Geschlecht konform sind. Sie können sich oftmals weder als Frau noch als Mann zuordnen. Transgeschlechtliche Menschen zeichnen sich durch ihre Heterogenität aus. Sie können sowohl hetero- als auch homosexuell sein. Zusätzlich ist jede Form des Queer-Seins möglich. Es gibt Menschen, die ihr Geschlechtsgefühl mit Kleidung und Styling anpassen. Andere wiederum lassen sich durch einen chirurgischen Eingriff „anpassen“.
Oftmals findet die Vielfalt an Transsexualität in der Öffentlichkeit und unserer Gesellschaft leider keinen sicheren Platz.6

Das Transsexuellen-Gesetz
Dieses Gesetz ist bereits mehr als 40 Jahre alt und kann nicht mehr als zeitgemäß gesehen werden. Die Grünen, die FDP und die SPD wollen dieses Gesetz in Deutschland schon lange ändern. In erster Linie soll es „Selbstbestimmungsgesetz“ genannt werden. Außerdem sollen die rechtliche Änderung des Vornamens und der Eintrag des Geschlechts am Standesamt möglich werden. Bisher lassen sich lediglich Vorschläge und Ideen, aber keine Gesetzesentwürfe finden. Das Selbstbestimmungsgesetz wäre schon seit vielen Jahren überfällig. Dies forciert die queere Bewegung immer wieder.
Bisher wurden mit dem TSG-Gesetz aus dem Jahr 1980 folgende Punkte umfasst, wenn es um die Änderung des Geschlechts ging:
  • Zwei Sachverständiger müssten ein Gutachten verfassen.
  • Transsexuellen Menschen war es nicht gestattet, den Namen zu ändern, wenn sie noch verheiratet waren. Demnach mussten sie sich vor der Namensänderung scheiden lassen.
  • Sie mussten sich entweder sterilisieren lassen oder nachweisen, dass sie sich nicht mehr fortpflanzen konnten.
  • Die Operation der äußeren Geschlechtsorgane musste vor der Namensänderung durchgeführt werden.7
Mit diesen Vorgaben wurde auf breiter Linie gegen das Selbstbestimmungsrecht der Menschen verstoßen.

Was sind Regenbogenkompetenzen?
Fachpersonen, die offen und diskriminierungsfrei mit der Thematik umgehen, wird die Regenbogenkompetenz zugesprochen. Hierbei geht es vor allem um Themen in Bezug auf die sexuelle und die geschlechtliche Identität. Mit dieser Kompetenz wird Handlungssicherheit vermittelt. Die Regenbogenkompetenzen umfassen vier wichtige Säulen:
  • Soziale Kompetenzen
  • Sachliche Kompetenzen
  • Selbstkompetenzen
  • Methodische Kompetenzen8

Queer und dessen Wortgebrauch

Lange Zeit wurde Queer negativ konnotiert. Es handelte sich hierbei um einen Sammelbegriff, der jene Menschen umfasst, die weder hetero- noch cis sind. In die Gesellschaft zieht der queere Begriff seit einigen Jahren ein.
Medien:
  • Die Thematik wird in Serien und Filmen aufgegriffen.
  • Das Thema steht auch in Zeitungen und Zeitschriften im Fokus.
  • Filmpreise werden gezielt für dieses Thema vergeben.
Politik:
  • Es werden spezielle Arbeitsgruppen gebildet.
  • Die Queeramnesty wurde ins Leben gerufen.
  • Es haben sich Verbände für queere Flüchtlinge gebildet.
Hochschulen und Universitäten:
  • Das Masterstudium der „Gender und Queer Studies“ hat sich etabliert.
  • Es gibt an zahlreichen Universitäten bereits Queer-Referate. An diese können sich betroffene Studierende wenden.

Die politische Bedeutung des Begriffs „Queer“

Queer hat in den USA einen enormen Einfluss auf die gesellschaftliche Denkrichtung und den politischen Aktivismus genommen. Es sollte zu einer Aufweichung der heteronormativen Normen kommen. Queer lässt sich in unterschiedliche Denkrichtungen einordnen:
  • Diskursanalyse
  • Gender-Theorien
  • Poststrukturalismus
  • Postmodernismus 
  • Macht- und Unterdrückungsverhältnisse3

Welche Queer-Communitys gibt es?

Hierbei handelt es sich um Einrichtungen, Beratungsstellen, Lokale und Menschen, die im Namen von und für queere Menschen handeln. Beinahe in jeder größeren Stadt sind diese Communitys bereits vertreten. Die Communitys umfassen neben Bars und Clubs auch Selbsthilfe- und Freizeitgruppen. Queere Menschen müssen sich nicht aufklären lassen. Sie können aber Hilfe suchen und finden. Und sie sind unter sich. Hier arbeiten Mitarbeiter mit Regenbogenkompetenzen. In den Communitys werden die Geschlechtsgrenzen außer Frage gestellt. Es geht in diesen Communitys nur um den Menschen und nicht um sein Geschlecht.10
  • Für junge Menschen: Young and Queer
  • Rechte für queere Menschen durchgesetzen: Volt Europa
  • Lesben- und Schwulenverband Deutschland: LSVD

Quellen

¹ diversity-arts-culture.berlin: QUEER. Online verfügbar: https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/queer, zuletzt geprüft am 28.07.2022
² rainbowfeelings.de: Sexuelle Orientierung. Online verfügbar: https://rainbowfeelings.de/sexuelle-orientierung/, zuletzt geprüft am 28.07.2022
³ das-buendnis.at: Queer – vom Schimpfwort zur kämpferischen Selbstbezeichnung. Online verfügbar: https://www.das-buendnis.at/magazin/queer-vom-schimpfwort-zur-kampferischen-selbstbezeichnung, zuletzt geprüft am 28.07.2022
⁴ aau.at: Queer Theory: identitäts- und machtkritische Perspektiven auf Sexualität und Geschlecht. Online verfügbar: https://www.aau.at/wp-content/uploads/2021/04/QueerTheory_Handbuch.pdf, zuletzt geprüft am 28.07.2022
⁵ wien.gv.at: Geschlechtsidentität und Geschlecht. Online verfügbar: https://www.wien.gv.at/menschen/queer/transgender/geschlechtsidentitaet.html, zuletzt geprüft am 28.07.2022
⁶ regenbogenportal.de: Trans – was? Online verfügbar: https://www.regenbogenportal.de/informationen/trans-was, zuletzt geprüft am 28.07.2022
⁷ lsvd.de: DAS SELBSTBESTIMMUNGSGESETZ. Online verfügbar: https://www.lsvd.de/de/ct/6417-Selbstbestimmungsgesetz, zuletzt geprüft am 28.07.2022
⁸ regenbogenkompetenz.de: Regenbogenkompetenz. Online verfügbar: https://www.regenbogenkompetenz.de/, zuletzt geprüft am 28.07.2022
⁹ tagesspiegel.de: DAS QUEER LEXIKON. Online verfügbar: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/was-bedeutet-eigentlich-das-queer-lexikon/11827704.html, zuletzt geprüft am 28.07.2022
¹⁰ wien.gv.at: Community: Szene und Bewegung. Online verfügbar: https://www.wien.gv.at/menschen/queer/sexuelle-orientierung/community.html, zuletzt geprüft am 28.07.2022
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